Das maximumm gemeinsam erreichen.

Trotz leerer Kursräume wird gecoacht

Montag, 6. April 2020

Viele der Teilnehmenden befinden sich auf Stellensuche und sind mitten im Bewerbungsprozess gewesen, als am 17. März der Entscheid der Gesundheits-, Sozial- und Integreationsdirektion (GSI) fiel, die Integrationsprogramme für Arbeitslose aufgrund der aktuellen Coronasituation vorerst einzustellen. Wer aktuell auf Jobsuche ist, hat es nicht wirklich einfach. „Uns ist es wichtig, gerade in dieser Zeit den Kontakt zu unseren Teilnehmenden nicht zu verlieren. Wir bieten deshalb telefonische Unterstützung an. Auch per Mail oder über eine Cloud können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiterhin mit uns austauschen“, erklärt Michael Frey, einer von fünf Coaches aus dem Bereich Bildung und Coaching.

Es ist eine ungewohnte Situation. Normalerweise treffen die Teilnehmenden ihre Coaches zirka ein- bis zweimal wöchentlich in den Kursräumen an der Murgenthalstrasse. Die Zeit kann genutzt werden, um das eigene Bewerbungsdossier zu erstellen, Schulvorbereitungen für die kommende Lehre zu treffen oder Stellen zu suchen. Auch bei privaten Schwierigkeiten stehen die Coaches zur Verfügung. Während diesen individuellen Arbeitszeiten findet immer ein Austausch zwischen den Teilnehmenden und den Coaches statt, der den Bedürfnissen der Teilnehmenden entspricht. „Es ist unsere Aufgabe, dass dieser Kontakt jetzt nicht abbricht“ so Michael Frey.

Aktuell sind drei Wochen seit den letzten Treffen vergangen. Dies sei noch nicht so schlimm, da ein Coach auch während seinen Ferien länger weg sein könne. Da aber niemand weiss, wie lange die aktuelle Situation noch anhält, birgt dies Gefahren. „Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich im Verein maxi.mumm eine sichere Tagesstruktur aufbauen. Wer jetzt ohne Aufgaben zuhause isoliert ist, läuft Gefahr, die aufgebaute Struktur wieder zu verlieren.“ Einige Teilnehmende beginnen zudem in Kürze mit einem Praktikum. „Aktuell gibt es sehr viele organisatorische Fragen. Wir tauschen uns zur Zeit viel mit den Arbeitgebern und den Sozialdiensten aus.“

Der Jobcoach vermisst den persönlichen Kontakt. Zwar sei ein telefonisches Coaching gut möglich, doch in einem Gespräch vor Ort merke man manchmal noch mehr, wie es einer Person gerade geht. „Die Gespräche sind offener, wenn sie von Angesicht zu Angesicht geführt werden können.“ Michael Frey sieht in der ganzen Lage aber auch eine kleine Chance. „Es gibt Branchen, die momentan dringend auf zusätzliche Arbeitskräfte angewiesen sind. So hat jemand sogar in dieser Krisensituation eine Stelle gefunden! Wir raten unseren Teilnehmenden dazu, sich aktuell bei Vermittlungsstellen für temporäre Jobs zu melden.“ Wie nachhaltig solche Jobs sind, ist aktuell noch nicht klar. Viele Teilnehmenden seien aber dankbar, wenn sie einer Arbeit nachgehen können und nicht 24 Stunden zuhause sitzen müssen. Dies zeigt einmal mehr, dass Arbeiten mehr sein kann, als nur Geld verdienen. Eine sinnvolle Beschäftigung und der Austausch mit Arbeitskolleginnen und Kollegen schützen vor Isolation und geben Halt.

Seit die Teilnehmenden nicht mehr eingesetzt werden dürfen, arbeitet Michael Frey neben dem Ferncoaching in der Holzwerkstatt des Vereins maxi.mumm mit. „Wir helfen uns gegenseitig aus, um die wichtigsten Aufträge weiterhin ausführen zu können, und lernen dabei unsere eigenen Betriebe gleich etwas besser kennen.“ Obwohl die Coaches zur Zeit in anderen Bereichen eingesetzt werden, ist die Geschäftsstelle nach wie vor zu den üblichen Öffnungszeiten telefonisch erreichbar und die Teilnehmenden haben wie gewohnt die Möglichkeit, sich beim Verein maxi.mumm zu melden.

Text: Markus Hubacher

Daniela Häusler