Das maximumm gemeinsam erreichen.

Erfolgsgeschichte 2 - Frau B. (31)

Donnerstag, 18. Juni 2020

Persönliches:

  • Zivilstand: Ledig
  • Kinder: keine
  • Ausbildung: Schreinerin EBA und Coiffeuse EFZ
  • Wie lange im maxi.mumm: ein erstes Mal 2012, danach von 2014 bis 2016, beide Male im Jugendangebot, dazwischen Temporäreinsätze
  • Im ersten Arbeitsmarkt seit: Sommer 2016, zuerst drei Jahre Ausbildung zur Coiffeuse EFZ, seit einem Jahr Festanstellung als Coiffeuse

 

maxi.mumm: Wie kam es zu Ihrer Arbeitslosigkeit?

Frau B.: Nach meiner Schreinerlehre traute mir niemand diese Arbeit zu. Ich bin eine Frau, eine zierliche Frau – und das sieht man. Dementsprechend kam es nie zu einem Probearbeiten und ich konnte somit nicht beweisen, dass ich auch anpacken kann. So meldete mich meine damalige RAV-Beraterin beim maxi.mumm an. Damals noch in Roggwil kam ich dann in das Jugendprogramm und arbeitete in der internen Holzwerkstatt.

Bereits in dieser Zeit litt ich unter einer chronischen Magen-Darmkrankheit, dem sogenannten «Morbus Crohn». Diese gehört zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Es handelt sich um eine chronisch-granulomatöse Entzündung unbekannter Ursache, möglicherweise eine Autoimmunerkrankung, die im gesamten Verdauungstrakt von der Mundhöhle bis zum After auftreten kann. Ich verschwieg jedoch aus Schamgefühl zu Beginn diese Krankheit.

maxi.mumm: Was hat sich in Ihrem Leben mit der Arbeitslosigkeit geändert?

Frau B.: Ich ging von Anfang an offen mit dem Thema Arbeitslosigkeit um. Schliesslich wusste ich genau, dass es nicht an mir liegt und ich dafür kämpfen will, aus meinem Leben etwas zu machen. Bis auf einen Exfreund ging mein Umfeld mit meiner Arbeitslosigkeit auch positiv um und unterstützte mich.

maxi.mumm: Was waren die ersten Gedanken, als Sie vom maxi.mumm hörten?

Frau B: Ich hatte sowohl Gutes als auch Schlechtes über das maxi.mumm gehört. Ich wollte mir aber ein eigenes Bild davon machen.

maxi.mumm: Was war Ihre Motivation, wieder zurück in die Arbeitswelt zu wollen?

Frau B.: Die Motivation kommt wohl aus meiner Kindheit. Ich verlor mit 13 Jahren meine Mutter. Meine Geschwister und ich kamen dann zu meinem Vater, welcher bis zu dem Zeitpunkt mit uns lediglich die Wochenenden verbracht hatte. Da änderte natürlich Vieles. Mein Vater war grossartig, übernahm auf einmal Mutter- und Vaterrolle zugleich. Durch das gemeinsam Erlebte entstand ein sehr guter Familienzusammenhalt, welcher bis heute für mich sehr wichtig ist. Ich wohne bis heute mit meinen Brüdern zusammen und wir haben viele Haustiere, seit einiger Zeit auch wieder Katzen. Sie tun mir sehr gut. Sie spüren, wenn es mir nicht gut geht und legen sich dann auf meinen Bauch und schnurren. Ich lernte schon bald für meine Bedürfnisse einzustehen und dafür zu kämpfen. Ich habe einen grossen Willen und kann auch mal stur sein - typisch Steinbock! Diese Eigenschaften kamen mir sicher zu Hilfe bei meinem Weg in den Arbeitsmarkt. Denn ohne Wille geht gar nichts.

Auch meine Arbeitskollegen im maxi.mumm prägten mich. Im Jugendprogramm wie auch in den Betrieben fand ich mich neben Personen mit Suchtproblemen, die nach Alkohol stinken und Menschen, die abgelöscht ohne irgendeine Motivation im Leben zu funktionieren scheinen – so enden wollte ich sicher nicht! Das durfte ich nicht zulassen – auf gar keinen Fall!

Ich nahm auch selten ein Blatt vor den Mund und schaffte es, meine Arbeitskollegen zwischendurch auch auf den Boden der Realität zu bringen. Einmal konnte ich das Gejammer über ihre Situationen nicht mehr hören, haute auf den Tisch und erzählte ihnen meine Geschichte. Danach war es ganz still und nach der Pause arbeiteten alle schweigend an ihren PCs und an ihren Stellenbemühungen weiter.

Ich konnte es nicht verstehen, dass es Leute gibt, die sich mit Ihrer Lage einfach zufriedengeben. Aber wie schon gesagt, ohne Wille geht nichts!

maxi.mumm: Wie konnte Ihnen das maxi.mumm bei Ihrer Integration in den Arbeitsmarkt Unterstützung bieten?

Frau B.: Im Jahr 2014, bei meinem zweiten Versuch mit dem maxi.mumm an meiner Integration in den Arbeitsmarkt zu arbeiten, gelang es mir, zu zwei Coaches vom Jugendangebot ein grosses Vertrauensband aufzubauen. Weil ich durch meine Krankheit häufige Absenzen hatte, schien ich das Bild zu vermitteln, dass ich faul und unzuverlässig sei. Da nahm ich allen Mut zusammen und sprach das erste Mal über meine Krankheit. Ich legte meinen ganzen Lebensweg auf den Tisch, sprach über den Tod meiner Mutter meine Krankheit, die regelmässigen starken Medikamente, die Nebenwirkungen und, und, und… Der Coach schaute mich mit grossen Augen an!

Von diesem Zeitpunkt an konnten wir zielgerichtet an meiner Zukunft arbeiten: Antrag auf Unterstützung durch die IV, ein Praktikum, eine Lehrstelle als Coiffeuse und heute eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt. Mit Empfehlung des Coaches gelang mir zudem endlich dieser wichtige Schritt, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Während meiner gesamten Lehrzeit wurde ich von den Coaches des Jugendangebotes begleitet. Durch das grosse Vertrauen riss der Kontakt nie ab. Ich wusste immer, dass ich mit all meinen Anliegen hier Ansprechpersonen habe, die mir den nötigen Halt geben. Diese standen mir zur Seite und waren für mich da – egal ob es um Berufliches oder Persönliches ging. Es versteht sich von selbst, dass der eine Coach sich bis heute von mir seine Haare schneiden lässt ;-)

maxi.mumm: Was hat sich in Ihrem privaten Leben verändert, seit Sie wieder im Arbeitsmarkt stehen?

Frau B.: Die Lehre geschafft zu haben und nun auch eine feste Anstellung zu haben, macht mich sehr glücklich. Ich bin sehr erleichtert und stolz auf mich, dass ich es geschafft habe. Ich bin vom Sozialdienst sowie von der IV abgelöst und stehe voll auf meinen eigenen Beinen.

 

Text: Manuela Bohrer

 

 

Daniela Häusler